Die Friedersdorfer Siedlung

eine kleine Chronik

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Der Mühlweg - eine Verbindung zwischen den Ortsteilen

Der alte Mühlweg führte von Steina (Niedersteina) durch die Eichert bis nach Friedersdorf (Thiemendorf) zu den Mühlen und kreuzte in der Eichert am ehemaligen Kleinfeld-Sportplatz von Steina die Alte Straße Kamenz – Pulsnitz, die jetzige Staatsstraße S 95 Kamenz – Pulsnitz und die Staatsstraße S104 Pulsnitz – Königsbrück.

Mühlweg WegesteinWegesteine befanden sich entlang des alten Mühlweges. Einer stand am Abzweig des Mühlweges von der Straße Pulsnitz – Steina, ein weiterer befindet sich noch am Ende der heutigen Straße „Zur Weißen Brücke“ im Ortsteil Friedersdorf-Siedlung, er ist der letzte existierende (siehe Foto).

Außerdem ist in Erinnerung, dass im Ortsteil Friedersdorf am Beginn der Straße „Zur Weißen Brücke“ an der Ecke zur Königsbrücker Straße ein weiterer Wegestein stand. Der noch vorhandene Stein in der Friedersdorfer Siedlung zeigt keine Beschriftung mehr und könnte restauriert werden, wenn sich noch jemand an die Anschriften erinnern könnte.

Der Mühlweg war der Schulweg für die Kinder der Siedlung zur Schule / Grundschule im Ortsteil Friedersdorf bis zu ihrer Schließung im Jahre 1969 auf Beschluss des Kreistages Kamenz, da es sich um die letzte Schule mit Mehrstufen-unterricht im Kreis handelte. Im September 1957 gab es 2 Klassen und  Ende der 50er Jahre 3 Klassen für die Grundstufe (Klassen 1 bis 4).

Für uns Kinder gab es fast täglich etwas Interessantes beiderseits des Wegen zu entdecken, mal waren es die Kühe auf der Weide, die sich auch manchmal losgerissen hatten und uns zu einem Umweg zwangen  oder die auf den Feldern angebauten Kartoffeln, das Getreide oder die Stoppelrüben, die übrigens uns Kindern gut schmeckten, Der Weg nahm meistens mehr als eine Stunde in Anspruch. Die Eltern oder Großeltern warteten mit dem Mittagessen, denn Schulspeisung gab es nicht, und das Essen musste nochmals aufgewärmt werden. Unsere Eltern besaßen kein Auto, mit dem sie uns zur Schule bringen und wieder abholen konnten, auch die Großeltern nicht. Wir waren es gewöhnt, bei jedem Wetter zur Schule und wieder zurück zu laufen und haben es vier Jahre lang überstanden. Damals war der Mühlweg im Winter oft verweht, aber das war kein Grund für Fehltage in der Schule. Da kamen wir eben erst zur zweiten Stunde an.

Der Mühlweg war eine geschotterte „Straße“ mit Tonnagebegrenzung von 1,5 t, nach dem Kriege wegen der Behelfsbrücke aus Holz, später dann aufgrund des Zustandes. Für die Traktoren und die damaligen Landmaschinen war das ausreichend. Außerdem war der PKW-Verkehr in dieser Zeit nicht so ausgeprägt.

Mühlweg BirnbaumEnde der Sechziger Jahre pflanzte Paul Ullrich 12 im Auftrage der Gemeinde Friedersdorf bei der Gärtnerei Noack gekaufte Birnbäume, die bisher keinen Abnehmer gefunden hatten und sonst auf dem Grundstück Nr. 6 ihr Ende gefunden hätten, auf die Südseite des Mühlweges, beginnend an der Weißen Brücke. Sie ergänzten die bereits vorhandenen Apfelbäume auf der Friedersdorfer Seite. Die Bewirtschaftung erfolgte für die neuen Bäume ebenfalls durch Oswin Mager, genannt „Gurken-Oswin“, der nun außer den bisherigen Apfelbäumen auch noch die Birnbäume abnehmen musste. In den siebziger und achtziger Jahren wurden die neuen Bäume mehrfach umgeknickt und wieder nachgepflanzt. Die Schuldigen sind natürlich niemals ermittelt worden.

Das Foto von 2021 zeigt, 6 Birnbäume haben die Wende und die folgenden Jahre bis heute überstanden und die Früchte will in der heutigen Zeit niemand mehr haben, da die Birnen in den Supermärkten besser aussehen.

Den Abhang der Weißen Brücke auf der Friedersdorfer Seite Richtung Seiferts Wald nutzten wir Kinder als kleinen Rodelhang. In kurzer, rasanter Fahrt ging es hinunter auf die Wiese, manchmal bis in den damals vorhandenen Bahngraben.

Im Jahre 2008 konnte die Stadtverwaltung Pulsnitz für den längst fälligen Ausbau des Mühlweges Fördermittel aus einem Programm für ländliche Entwicklung abfassen. Und im Herbst die Baumaßnahme ausschreiben. In einer Sondersitzung des Technischen Ausschusses am 21.Oktober 2008 konnte ein Baubeginn am 10.November vorgeschlagen und das Aufbringen der Asphaltschicht sollte bis Ende des Monats abgeschlossen werden. Über die Einweihung am 10.Dezember 2008 berichtet ein Artikel im Pulsnitzer Anzeiger vom 23.12.2008:

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So erhielt der Mühlweg eine Schwarzdecke und konnte nun als Umleitungsstrecke für den Bus-Linienverkehrs während des späteren Neubaus der S104 im Ortsteil Friedersdorf genutzt werden. Zusätzliche Ausweichstellen wurden eingerichtet. In dieser Zeit der Umleitung regelte auch eine Ampel den Verkehr über die Weiße Brücke. Die eingerichtete Tonnagebegrenzung von nun 7,5 t wurde während des Umleitungsverkehrs ungültig gemacht. Obwohl in der Stadtratssitzung vom 10.04.2017 festgestellt wurde, dass die Begrenzung auf 7,5 t aus brückentechnischer Sicht nicht erforderlich ist, bleibt die Beschilderung weiterhin bestehen.

Der Mühlweg sollte aber nicht mehr lange Mühlweg heißen, denn mit der Eingemeidung von Oberlichtenau gab es nun in der vergrößerten Stadt Pulsnitz einen weiteren Mühlweg im Ortsteil Oberlichtenau mit 63 Einwohnern, gegenüber 29 in den Ortsteilen Friedersdorf und Friedersdorf- Siedlung. Die betroffenen Bürger hatten die Möglichkeit, sich an der Namensfindung für ihre Straße zu beteiligen. Über die verschiedenen Vorschläge gibt es keine Aufschreibungen. Es wurde schließlich der Mühlweg nach der Weißen Brücke benannt, über die der Mühlweg führt. Nachdem der Stadtrat die Änderung beschlossen hatte, wurden die Bürger von der Umbenennung informiert und nachfolgend die entsprechenden Straßennamensschilder geändert bzw. aufgestellt.

Im Oktober 2009 berichtet der Pulsnitzer Anzeiger, dass die Granitpfosten und die Geländerabgrenzung mit einem rot-weißen Farbanstrich versehen wurden, um die Sicherheit im Bereich der Weißen Brücke zu erhöhen.

Der Mühlweg und die Grundstücke an der Weißen Brücke werden aber seit mehr als 30 Jahren regelmäßig als Abladestelle für allerlei Unrat genutzt, nicht nur für Abfälle aus dem eigenen Garten, auch Farb- und andere Plasteeimer, sowie Flaschen aller Art und Bauschutt. Der Besitzer eines Grundstückes sah keinen Ausweg mehr, informierte im Juni 1999 den Pulsnitzer Anzeiger und brachte Verbotsschilder an. Das hielt aber manche Mitbürger nicht davon ab, weiterhin Gartenabfälle, Bauschutt und Plasteeimer zu entsorgen, dieses Mal eben mehr auf der Pulsnitzer Seite, die „Fortschritte“ sind zu sehen.

Anfang Juni 2018 versperrte der Besitzer den Zugangsweg zu seinem Grundstück mit einer Feldsteinmauer.

Die Verbotsschilder verschwinden in regelmäßigen Abständen. Das Ordnungsamt ist informiert und verspricht zum wiederholten Male, sich auch an dieser Stelle zu kümmern. 

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Anfang November 2021 bemerkte ein Mitbürger mit PKW, dass wieder einmal die Bereifung für den Winter getauscht werden müsste. Der Besitzer der Reifen vergaß wohl, seine Sommerräder in den Kofferraum zu laden. Aber 2 Wochen später fiel ihm vermutlich sein Versäumnis ein und er holte seine Sommerräder ab. Oder es fand sich ein Interessent. Nun gibt es nichts mehr zu meckern.

(WU 20220117) 

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