Die Friedersdorfer Siedlung

eine kleine Chronik

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© Andreas Garten 2017 - 2024

Der Bau einer zentralen Abwasserleitung

Heute gehören Bad, Dusche und WC zur Grundausstattung jeder Wohnung. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wie die Abwässer aus Küche, Toilette oder Waschmaschine das Haus verlassen und was mit ihnen geschieht. Das war noch vor wenigen Jahrzehnten ganz anders.

Bis Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte jedes Haus der Siedlung einen eigenen Brunnen und eine eigene Abwasserbehandlung. Schmutzwasser wurde gesammelt und versickerte im sandigen Untergrund. Die Stoffwechselendprodukte der Siedlungsbewohner landeten in der Jauchengrube jedes Grundstücks. Wasserspülung im heutigen Sinne gab es nicht - das "Plumsklo" war der Normalfall. War die Grube voll, wurde bei der Stadtwirtschaft Pulsnitz das Jauchenauto bestellt, das die Grube in einem oder zwei Anläufen leer pumpte und entsorgte. Der eine oder andere Siedlungsbewohner nutzte den Inhalt dieser Sammelgrube auch zur vollbiologischen Rasendüngung seines Grundstücks. Nichts für empfindliche Nasen, aber der Rasen war danach schööööön grün.

Einige Siedlungsbewohner waren schon so fortschrittlich und verfügten über eine eigene Kläranlage. Dieses nicht ganz billige Unterfangen sollte aber nicht lange Bestand haben. Natürlich konnte diese Verfahrensweise bei der immer größer werdenden Abwassermenge und der immer weiter fortschreitenden Nutzung moderner Reinigungsmittel in den Haushalten nicht unverändert beibehalten werden. Und so kam, was kommen musste: der Zwang zum Anschluss an eine zentrale Abwasserbehandlung.

Im Rahmen parteipolitischer Aktionen (so hießen Förderprogramme damals) wurde eine Möglichkeit gesucht und gefunden, alle Haushalte der Friedersdorfer Siedlung an eine zentrale Abwasseranlage anzuschließen. Geplant wurde eine Anlage für 80 Personen, was der damaligen Einwohnerzahl der Friedersdorfer Siedlung entsprach. Der Standort der Kläranlage stand auch schnell fest: In der Nähe des Feuerlöschteichs dicht an der Bahnstrecke war genug Platz. Die Höhenverhältnisse passten auch gerade so, dass für die Rohrleitungen ausschließlich das natürliche Gefälle genutzt werden konnte.

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Baufreiheit für die Zuleitung zur zukünftigen Klärgrube
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Die Bodenplatte der Klärgrube wird in reiner Handarbeit betoniert. Man beachte die "Betonrutsche"
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Die Kläranlage ist fertig gamauert. Die Baugrube und wird ringsum wieder zugeschüttet.
 
 

1985 ging es dann mit dem Leitungsbau los. Ein großer Bagger übernahm die grobe Ausschachtung der einzelnen Abschnitte. Die Siedlungsbewohner, allen voran die "Rentnerbrigade Buddelflink" organisierte und erledigte die Feinarbeit. Meter für Meter wurden die Steinzeugrohre exakt verlegt und die Enden miteinander vergossen. Das Gefälle musste genau eingehalten werden. Die Kontroll- und Sammelschächte mussten im unteren Teil gemauert werden, bevor 2 oder 3 Betonringe und die gusseiserne Abdeckung aufgesetzt wurden.

Wenn man sich die nachfolgenden Bilder ansieht, würde jeder Arbeitsschutzverantwortliche Ohnmachtsanfälle bekommen. Absperrungen, seitliche Abstützungen oder einfach nur Schutzhelme suchte man vergebens. Wie hat das nur funktioniert? Und es funktioniert noch immer!

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Blick von der großen Kreuzung in Richtung S95.
Oben rechts sind die alten Postschließfächer sichtbar.

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Blick von der kleinen Kreuzung in Richtung Bahndamm
Die 150er Steinzeug-Rohre liegen hier knapp 4m tief.

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Die "Rentnerbrigade" beim Mauern der Sammelschächte. Hier ist der Schacht in Höhe Hausnummer 4 fast fertig.
Man beachte die üppige Werkzeugausstattung, die Hilfs- und Transportmittel.

Die "Rentnerbrigade" hat es sogar in die Zeitung geschafft. Von der damaligen Bürgermeisterin des Ortes Friedersdorf Birgit Püschel erhielten sie den "Blumenstrauß des Monats":

19860409SZ 
Quelle: Sächsische Zeitung (Lokalausgabe Kamenz) vom 9. April 1986

 

Was fehlt noch:

- grobe Kostenzusammenstellung

- Übernahme durch den AZV inkl. erneuter Anschlussgebühr

- Anschluss an das zentrale Abwassernetz der Stadt Pulsnitz

{wird fortgesetzt, wer hat noch Unterlagen?}

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