Die Friedersdorfer Siedlung

eine kleine Chronik

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© Andreas Garten 2017 - 2024

Die Nachkriegszeit

1945 hatte die Siedlung 110 Einwohner. Der Neubeginn war schwer. Es gab kaum Ersparnisse und vor allem die Beschaffung von Essbaren bestimmte den Alltag. Glücklicherweise hatte jeder sein Grundstück, um mit Beginn des Sommers selbst Gemüse und Obst zu ernten. Die eigene Kleintierhaltung verbesserte die Lage erheblich. Viele Siedler halfen auch bei Bauern und erhielten als Ausgleich Essbares.

Die Sprengung der weißen Brücke in den letzten Kriegstagen hatte keine nenneswerten Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Die Strecke Kamenz-Arnsdorf-Dresden war bereits ab August 1945 wieder nutzbar. Eine mehr oder weniger provisorische Holzbrücke überspannte zwischen 1950 und 1957 die Eisenbahnstrecke. Die Weiße Brücke wurde 1958 wieder neu aus Beton errichtet. Freiwillige Arbeitseinsätze im Rahmen des NAW (Nationales Aufbauwerk) führten im Monat August 1958 Samstag Nachmittags und an Sonntagen einige Bewohner der Siedlung zur Herstellung der Zufahrten beiderseits der Brücke und im Randbereich durch. Zu ihnen gehörten: Egon Albrecht, Richard Thomas, Arthur Opitz, Konrad Dreßler, Gotthard Gräfe, Paul Ullrich, Manfred Schäfer, Ernst Diem und Manfred Zickler. Erst 1963 entstand die Brücke in ihrer heutigen Form. Gebaut wurde sie durch das Landbaukombinat Kamenz. Sie war ursprünglich für Fahrzeuge mit einer Gesamtmasse von 1,5 Tonnen freigegeben. Trotzdem fuhren vor allem in der Erntezeit voll beladene Getreidetransporter darüber.  Später wurde das Limit offiziell auf 3,5 Tonnen erhöht. Im April 2017 wurde die Tonnagebegrenzung komplett aufgehoben. Und das alles ohne bauliche Veränderungen an der Brücke.

Der Schulunterricht begann erst wieder am 1. Oktober 1945 in der Grundschule in Friedersdorf. Am Anfang wurden die Klassen 1-4 und 5-8 gemeinsam unterrichtet. In späteren Jahren wurde der Unterricht schrittweise nach Pulsnitz verlegt. Ab 1946 lernten die Schüler der Klassen 7 und 8 in der Pulsnitzer Schule, ab 1955 auch die der Klassen 5 und 6. Die Klassen 1-4 blieben noch bis 1969 in Friedersdorf, bevor die Schule endgültig geschlossen wurde.

1946 wurde die Versorgung mit Lebensmittelkarten geregelt und es blühte der Schwarzmarkt der Selbstversorger. Das Haupttransportmittel in dieser Zeit war der Handwagen. Öffentliche Verkehrsmittel gab es kaum.

Langsam kam die Wirtschaft wieder in Gang und jeder war bemüht sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Textilindustrie und Bandweberei dominierte in der Oberlausitz, was auch auf der Siedlung zu hören war. In vielen der Siedlungshäusern standen Webstühle für die Bandweberei. Vor allem bei den Frauen war Heimarbeit an der Tagesordnung.

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Heimweber bzw Heimarbeiter waren bis zu ihrem Rentenbeginn:

  • Erna Garten
  • Felix Hommel
  • Olga Kühne
  • Else Lehmer
  • Else Opitz
  • Anna Schäfer
  • Elisabeth Schmidt
  • Frieda und Charlotte Ullrich
  • Hedwig Ziegenbalg

Vor allem (aber nicht nur!) die Männer arbeiteten ebenfalls bis zu ihrer Rente in den Textilbetrieben und Webereien in und um Pulsnitz:

  • Margit Albrecht,
  • Gisela Dreßler,
  • Werner Kunath,
  • Helmut Lehmer,
  • Frieder Reese,
  • Manfred Schäfer,
  • Paul Schäfer,
  • Helmut Schmidt,
  • Lienhard Schmidt,
  • Paul Ullrich

Ein weiterer Arbeitgeber vieler Siedlungsbewohner war die Deutsche Reichsbahn. Für einige ist es deren Nachfolgeunternehmen, die Deutsche Bahn, noch heute:

  • Gertrud Albrecht,
  • Jürgen Dreßler
  • Steffen Garten
  • Veronika, Rüdiger und Norman Kachlock,
  • Christine und Herbert Meyer,
  • Arthur Opitz
  • Olaf Schäfer,
  • Uwe Schäfer
  • Wolfgang Ullrich
  • Franz Wehner

 

Zum Vorhalten von ausreichend Löschwasser erfolgte 1953/54 der Bau eines Feuerlöschteiches in unmittelbarer Nähe der Siedlung, teilweise im Rahmen des nationalen Aufbauwerkes (NAW).